Eine Herbstwanderung ins Hohe Rott bei Nennhausen

Mit S-Bahn und Regionalexpress in weniger als einer Stunde aus dem Zentrum Berlins zum Bahnhof Nennhausen. Hinaus und hinauf auf das Hohe Rott. Alte wenig bekannte Eichen und Waldeinsamkeit. Zurück hinunter ins Dorf, Schloss und Schlosspark mit gestürzter mächtiger "Fouque-Eiche". Zurück mit dem Zug nach Berlin. 11 km, vier entspannte Stunden.



Wir und das Hohe Rott

Hinauf ins Hohe Rott nördlich von Nennhausen hat es uns das erste Mal im Februar 2005 gezogen, eine weitere Wanderung damals bis nach Stechow zur Friedhofslinde und wieder zurück nach Nennhausen. Seinerzeit stand auch die mächtige Fouque-Eiche im Schlosspark Nennhausen noch. Weitere Male im März 2007 und zuletzt im Oktober 2009, dabei auch mit Informationen aus dem Entwurf für das Forstbotanische Merkbuch für die Provinz Brandenburg (1900).
Nach nunmehr 10 Jahren war es wieder an der Zeit ins Hohe Rott zu gehen und nachzusehen, wie die Eichen sich entwickelt, wie ihre Umfänge sich verändert haben und ob sie alle noch unversehrt geblieben sind.

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Vom Dorf hinauf ins Hohe Rott

Vom Bahnhof Nennhausen (alle 2 Stunden aus Berlin, alle zwei Stunden wieder zurück) durchqueren wir das Dorf, lassen Schloss und Schlosspark zunächst links liegen, auf dem Rückweg wir noch Zeit sein. Rechts die Kirche, halbrechts und links in den Kirschweg, hinaus in die Landschaft. Wir haben Glück im Nebellotto, im Zug auf dem Weg aus Berlin die letzten Wolkenfetzen, jetzt kühles klares Spätherbstwetter, beinahe windstill, wärmende Sonnenstrahlen, blauer Himmel. Ein Feldweg, ein Stück durch den Wald, dann wieder Feld, die erste Traubeneiche am Wegesrand, zur Waldkante, quer nach links, ein Stück die Ortsverbindungsstraße Nennhausen-Kotzen, eine lückenhafte bunte Allee mit Traubeneichen und Robinien.
Traubeneiche

Zu beiden Seiten Felder und Wiesen, nach rechts der Blick hinunter gen Osten ins Havelländische Luch, geradeaus linkerhand die Waldkante des Hohen Rott eine Stauchendmoräne der Weichseleiszeit, 1 bis 2,5 km breit und 4 km lang und bis auf 92 m ansteigend (WEIßE 2003), heute größtenteils bewaldet. Kurz vor dem Abzweig nach links hinauf dicht stehende Robinien an der Straße.
Eichen-Robinienallee

Von der Waldkante der Blick zurück Richtung Nennhausen, die Allee an der Straße im Gegenlicht der, hier soweit im Nordosten Deutschlands, stets tief stehenden Novembersonne.
Eichen-Robinienallee

Aber zunächst noch an der Feld-/Waldkante gen Westen ein Stück weiter hinauf, der Waldrand gesäumt von Kiefern, Birken und den ersten Traubeneichen.
Waldrand

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Die alte Eichen im Hohen Rott

Am Jagen 5138 geht es hinein in den Wald, gleich linkerhand die erste Gruppe aus Traubeneichen (Quercus petraea), fast alle vom Grund auf zwei oder mehrstämmig, die stärkste über 6 m Umfang, einzelne Stämme in der Vergangenheit ausgebrochen, Höhlungen und Narben hinterlassend. Einem Baum sind in den letzten Jahren zwei seiner Stämmlinge weggebrochen, auf ca. 8 m am liegenden Stamm 170 engste Jahresringe auf 20 cm Radius. Andere Stämme stärker.
2009 standen die Eichen noch in einem lockeren Kiefernbestand, dieser westwärts nach Sturmbruch(?) vollständig gerodet, die Veteranen jetzt zum Teil freistehend, wir werden sehen wie es ihnen bekommen wird.
Traubeneichengruppe

Nach Nordwesten weiter in den lichten Kiefernbestand hinein, der Boden dicht mit Landreitgras bedeckt, mit breiter ausladender Krone eine alte Stieleiche (Quercus robur). Sie muss früher frei im Feld gestanden haben, jetzt um Raum und Licht kämpfend, ihr Stamm fast fünfeinhalb Meter Umfang messend.
Breitkronige Stieleiche

Tiefer geht es hinein in den Wald bis eine lange Stieleichenallee von Ost nach West quert und den Hauptweg über die Höhe begleitet.
Eichenallee Hohes Rott

Nördlich der Allee eine weitere schön gewachsene Stieleiche.
Stieleiche Hohes Rott

Südlich eine mächtige Traubeneiche mit hoher, traubeneichentypisch geformter Krone. Ein Bug verdickt den Stammsockel, zurückgehend auf den Ausbruch eines ehemals tief angesetzten Stämmlings. Dennoch vermutlich ursprünglich ein Stamm, ein Baum, mit heute 6,15 m Umfang, eine der stärksten Traubeneichen Brandenburgs.
Traubeneiche Hohes Rott
Beeindruckend die herbstlich gelb leuchtenden Blätter nicht nur ganz oben in der Krone sondern auch ganz nah zum Erleben und Staunen, auf Augenhöhe.
Traubeneiche Herbstlaub
Der Blick hinauf himmelwärts ind große und hohe Krone.
Traubeneiche Krone

Neben diesen mächtigen Baumriesen immer wieder auch abgebrochene, gestürzte Exemplare, zum Teil 2009 noch lebend, die bemoosten liegenden Stämme neuer Lebensraum.
Pilz

Weiter geht es ein Stück die Eichenallee entlang, dann wieder gen Süden zurück Richtung Feld-/Waldkante. Linkerhand eine mächtige besonders breitkronige Traubeneiche einwachsend in Stangenholz. Freistellung tut Not, tief angesetzte Äste bereits abgestorben.
Traubeneiche

Am Waldrand wieder hinaus in die Sonne und die aufgewärmte Luft. Ein Stück zurück eine schöne Stieleiche und eine weitere Traubeneichengruppe, letztere mit beeindruckender leuchtender Herbstfärbung. Die stärkste von ihnen hat leider die Trockenheit der beiden zurückliegenden Jahre nicht überstanden und wird im nächsten Jahr wohl nicht wieder austreiben. Andererseits haben wir auf unserer Tour durch das Hohe Rott wiederholt registriert, dass die Stieleichen mehr unter der Dürre zu leiden hatten, als die benachbarten Traubeneichen.
Traubeneiche

Eine Roteichenallee (Quercus rubra) geleitet uns quer über das Feld, hinab Richtung Nennhausen.
Roteichenallee

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Ein kurzer Blick in den Schlosspark

Ein kurzer Fußmarsch entlang der Straße nach Stechow auf dem begleitenden Radweg folgt, aber gleich hinter dem Ortseingang geht es nach rechts in die waldartigen Ausläufer des Schlossparks, rechterhand führt eine kurze alte Stieleichenallee auf das Schloss zu.
Eichenallee Schlosspark

An deren Ende rechterhand die Überreste der mächtigen Fouque-Eiche. Dieser ehemals 8,5 m Umfang messende Baum ist 2006 abgebrochen. Mehr Informationen zur Eiche und weitere Photos finden Sie hier. Beschrieben bei FRÖHLICH (1994) hatten wir diese Eiche im Jahre 1999 das erste Mal besucht.
Fouque-Eiche Schlosspark

Ein kurzes Stück ist es von da noch bis zum Schloss. Auf dem Rasenparterre vor dem Schloss eine zweite große solitäre Stieleiche mit knapp über 6 m Umfang. Auch diese Eiche finden Sie im Ostdeutschen Baumarchiv.
Eiche am Schloss

Schloss und das schlossnahe Parkareal sind in Privatbesitz, der große Rest des Parks mit seinem alten Baumbestand (Eichen, Platanen, Hainbuchen, Ulmen) ist frei zugänglich und lädt zu weiteren Entdeckungen ein. Eine letzte herbstliche Impression aus dem Park und dann geht es zurück zum Bahnhof und mit dem Regionalexpress zurück gen Berlin.
Schlosspark Nennhausen

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Quellen

  • Bundesarchiv Koblenz, BArch B 245/256 und 245/257, Umfrage der Kommission zur Herausgabe eines forstbotanischen Merkbuches für die Provinz Brandenburg - Ergebnisse
  • FRÖHLICH, H.J. (1994): Wege zu alten Bäumen, Bd. 8 Brandenburg, WDV Wirtschaftsdienst, Frankfurt a. M.
  • WEIßE, R. (2003): Beiträge zur weichselkaltzeitlichen Morphogenese des Elbhavelwinkels. Schriftenreihe der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam

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