Der Park zu Cabel - eine herbstliche Wanderung

Im Süden Brandenburgs, im Landkreis Oberspreewald-Lausitz, nahe der Stadt Calau, am Fuße der Calauer Schweiz befindet sich der kleine Park von Cabel. Ein kleines Jubiläum, vor 20 Jahren hatten wir die bemerkenswerten Bäume dort besucht, und eine leidlich gute Wettervorhersage für die Region, waren Anlass genug für eine herbstliche Wanderung, knapp eineinhalb Bahnstunden von Berlin.



Vom Bahnhof Calau über Werchow nach Cabel

Die Stadt Calau ist wahrscheinlich die Namensgeberin für die "Kalauer" genannten kurzen wortspielenden Witze. Der Bahnhof Calau liegt weit außerhalb der Stadt, eine Tafel am Bahnhof, als Beginn eines "Witzewanderwegs" durch die Stadt fragt: "Warum ist der Calauer Bahnhof 2 km vom Zentrum entfernt? Weil die Vorfahren ihn dicht bei den Gleisen haben wollten."
Der Baumliebhaber genießt die herbstlich bunte Eichenreihe, die die Straße zu Bahnhof säumt.
Eichenreihe Bahnhof Calau

Gleich linkerhand neben einem kleinen Gebäude grüßt ein Naturdenkmal, ein hoher starker Feldahorn (Acer campestre) mit 2,70 m Umfang.
Wir gehen bis zur Hauptstraße, dann gleich links über die Gleise der Bahnstrecke Cottbus-Dresden, dann gleich wieder rechts Richtung Plieskendorf. Es kreuzt das Gleis der Bahn nach Senftenberg und wir durchqueren Plieskendorf. Nach diesem kleinen, 2 km langem "Anmarsch" hinter dem Ort beginnt die liebliche und kleinteilige Landschaft am Fuß der Calauer Schweiz, die uns die nächsten Kilometer und Stunden begleiten. Rechts und links des Weges säumen Feldgehölze Fließe und Fluren. Noch ziert sich die Sonne etwas und deshalb nicht leuchtend aber pastell gefärbt die Zitterpappeln (Populus tremula) und strauchförmige Weiden, hier Grauweide Salix cinierea.
Zitterpappeln östlich Werchow
Grauweiden östlich Werchow

Geradezu das Dorf Werchow, die ländliche Straße, wenig befahren, lässt sich gut bewandern. Straße nach Werchow

Vor dem Dorf öffnet sich nach links der Blick auf die Wiesen nördlich des Ortes, mit einigen starken Bäumen, Stieleichen (Quercus robur) und Blutbuchen (Fagus sylvatica Atropurpurea Gruppe) und auf dem Bild rechts stattliche Büsche der Purpur-Weide (Salix purpurea).
Ehemaliger Park Werchow

Wir verlassen die Straße nach Westen über die Wiesen in den ehemaligen Park einer Villa, zu dem diese Solitäre einst gehörten. Zur Geschichte dieses kleinen Parks haben wir bisher keine Informationen finden können. An bemerkenswerten Gehölzen stehen hier noch zwei Blutbuchen, eine Eibe (Taxus baccata) hinter dem Haus, eine Stieleichengruppe und eine Stieleiche mit freiliegendem Wurzelwerk auf einem Hügel. Die starke Erle am Graben ist wild erwachsen.
Über einen kleinen Graben, an einer Kieferngruppe (Pinus sylvestris) mit auffälligen "Wildschein-Schubber-Malen" in den angrenzenden Wald und dann weiter gen Westen, Richtung Cabel. Die Sonne ist herausgekommen, herbstlicher, mit Rotbuchen (Fagus sylvatica) durchmischter Wald leuchtet dem Wanderer.
Waldweg nach Cabel

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Cabel und sein Park

Ein wenig Zickzack geht es weiter, am Feldtrand, übers Feld, dann rechts eine Straße in das Dorf Cabel hinein, an der Bushaltestelle, vor dem ehemaligen Standort des, 1946 aberissenen, Gutshauses steht eine starke, alte Sommerlinde (Tilia platyphyllos). Die Krone des Naturdenkmals wurde immer wieder beschnitten, so dass sie wie eine zu große geratene Kopflinde erscheint. Auffällig sind die außergewöhnlich großen Blätter der Linde (nicht nur Schattenblätter), eine Reaktion des Baumes auf den wiederholten starken Rückschnitt.
Sommerlinde Bushaltestelle Cabel

Ein Bild aus April 2013 zeigt dieselbe Linde unbelaubt.
Sommerlinde Bushaltestelle Cabel 2013

Linkerhand, an der Pension vorbei befindet sich der kleine Park. Leider ist er heute durch mangelnde Pflege und starkem Aufwuchs von Spitz-Ahorn (Acer platanoides) und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) zunehemend veerwildert. Bei unserem ersten Besuch im Jahr 1999 wirkte er noch gepflegt.
So ist der ungewöhnliche Gedenkstein im Park aus dem Jahr 1840, zur Goldenen Hochzeit des ehemaligen Gustbesitzers und Parkschöpfers heute nur noch schwer auffindbar, geschweige denn seine Inschrift lesbar. Hier ein Photo aus vergangenen Tagen.
Gedenkstein Park Cabel

Zum Park, zu seiner Entstehung und Geschichte, konnten wir bisher keine Informationen finden, umso wertvoller diese Inschrift und die Jahreszahl, auch zur Einschätzung des Alters einiger Gehölze im Park. Diese mögen nicht so zahlreich oder auch nicht so "divers" wie in anderen Parks sein, hier aber sind sie umso mehr bemerkenswert und wertvoll.
Gleich, wenige Meter linkerhand vom Eingang steht eine große, alte Blutbuche (Fagus sylvatica Atrorpurpurea Gruppe) in der Herbstsonne rotorange leuchtend un dmit 5,80 m Umfang auch ein wirklich starker Baum. Neben dem alten Haupstamm hat sich aus demselben Wurzelstock ein etwas jüngerer, aber auch schon starker zweiter Stamm bis "auf Augenhöhe" entwickelt. In 6 m Höhe zweigt ein Ast vom älteren Stamm ab, der vollständig mit dem Nebenstamm verwachsen ist, so als ob der alte Baum seinen jungen Ableger festhalten wollte.
Blutbuche Park Cabel

Zurück direkt am Hauptweg eine alte Lärche (Larix decidua), die bereits eine sockelartige Verdickung am Stammfuß ausbildet, Zeichen für ein hohes Alter.
Rechts, ewtas zurückversetzt vom Weg, eine weitere Blutbuche und eine Zirbelkiefer (Pinus cembra). An dieser Stelle ist die Verwilderung des Parks sehr augenfällig. Die Blutbuche ist in der Zerfallsphase, der Stamm stark vermorscht, die Krone verlichtet und zum Teil ausgebrochen. Die reduzierte Krone verschattet nicht mehr, viele Stämmchen stehen inzwischen dicht an dicht, jeder will schneller sein als die anderen, ein Wettrennen zum Licht, zu Sonne, das nur einer oder wenige gewinnen können. Zum Schaden der Zirbelkiefer, die bereits einen Teil ihrer, ohnehin durch den Lichtdruck davor einseitig ausgerichteten vielstämmigen Krone, durch den Kronenausbruch der Blutbuche in 2017 verloren hatte. Jetzt bedrängt sie nicht nur der lichthungrige Aufwuchs, zudem hatte sie unter der Trockenheit der beiden vergangenen Jahre gelitten und zeigt braune Nadeln in der Krone. Ein sehr seltener Baum, der unbedingt erhaltenswert ist und auch in der Championtree Datenbank der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft geführt wird und bei FRÖHLICH (1994) genannt ist.
Eines der Highlights des Parks steht ca. 50 m östlich von hier. Im Bestand versteckt sich ein starke, alte Sommerlinde mit ihrem mächtigem leicht erhöht stehenden Stamm von 6,9 m Umfang. Leider ist bei einem der Stürme des Jahres 2020 ein größerer Ast der zweistämmig aufgebauten Krone abgebrochen. Sie ist als Naturdenkmal ausgewiesen und in dem Band "Fröhlich, Wege zu alten Bäumen, Band 8 Brandenburg" als eigener Eintrag geführt. Ursprünglich der Grund für unseren ersten Besuch vor nunmehr 20 Jahren im Jahr 1999.
Sommerlinde Park Cabel

Weiter südlich, etwas erhöht, steht das sogenannte "Parkschlösschen", eine ehemalige Försterei, flankiert von zwei starken Stieleichen, beide als Naturdenkmale ausgewiesen. Der östliche (linke) hochgewachsene und mit 5,20 m Umfang etwas schwächere Baum, zeigt bereits eine Verlichtung der hohen und großen Krone und einige Starkastausbrüche. Die westlich (rechts) stehende stärkere Eiche wirkt etwas gedrungener. Unmittelbar neben ihrem leicht abholzigem Stamm, befindet sich der Stubben einer ehemaligen dritten ebenso starken Eiche. FRÖHLICH (1994) erwähnt diesen Baum im Eintrag zur Sommerlinde und auch im Entwurf für das Forstbotanische Merkbuch der Provinz Brandenburg (BARCH 1900) wird bereits eine Stieleiche "am Kämmmererwege" erwähnt. Diese Eiche dürfte mit ca. 300 Jahren der älteste Baum des Parks sein und sie wird auch im Ostdeutschen Baumarchiv aufgeführt.
Stärkste Stieleiche Park Cabel

Auf dem Weg zurück aus dem Park besuchen wir noch schnell die drei Weymouths-Kiefern (Pinus strobus) am Nordrand des Parks. Die stärkste hat 2,38 m Umfang erreicht. Auffällig, und für Brandenburg selten, ist die zahlreiche Naturverjüngung um diese Bäume herum.
Und die dritte erhaltene starke Buche im Park. Eine Rotbuche (Fagus sylvatica) mit zweistämmiger steiler Krone, in der Herbstfärbung nicht mehr von den im Frühjahr und Sommer rotlaubigen Blutbuchen zu unterscheiden.
Rotbuche Park Cabel

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Calauer Schweiz, Goldborn und Hölle

Neben dem Park gibt es in unmittelbarer Nähe weitere sehenswerte Naturobjekte, die Calauer Schweiz, den Goldborn, und die Hölle. Alle drei unbedingt zu Erleben und zu Erforschen, aber heute nicht im Zeitbudget, die Tage im November sind einfach zu kurz.
Die Hölle mit ihrem vermutlich autochthonen Fichtenbestand (Picea abies) ein ganz eigenes und seltenes Naturerlebnis. Unmittelbar daneben und drumherum, die hellen kiefernbestandenen Hänge der Calauer Schweiz in der man einer ganz und gar eigentümlichen Verwachsung von Gemeiner Kiefer (Pinus sylvestris) und Bankskiefer (Pinus banksiana) in Form eines Zweibeins begegnen kann. Am Weg bei Werchow, der Goldborn, eine wasserreiche Quelle, deren Name auf die Eisenablagerung im gefassten Quellkessel zurückgeht.
Heute muss ein kurzer Abstecher in die Calauzer Schweiz und eine kurze Impression genügen.
Calauer Schweiz bei Cabel

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Nochmal schnell ein Besuch der Napoleoneiche in Calau

Die uns immer noch, und viel länger als vom Wetterbericht prognostiziert, lachende Novembersonne ist bereits wieder am Sinken, im Westen zeigen sich schon erste aufziehende Wolkenfelder. Im Dunkeln am Bahnhof warten muss nicht sein, also heißt es, sich lösen von Park und Schweiz, flotten Schrittes zum Dorf. Ein letzter Gruß an die Linde an der Bushaltestelle und über die Landstraße zurück nach Werchow, nun durchs Dorf. Noch einmal die sanfte, die Straße begleitende Landschaft genießen. Linkerhand hinter den Bahngleisen eine breitkronige Stieleiche, doch noch schnell einen Abstecher Wert. Ein Zukunftsbaum und bereits als Naturdenkmal ausgewiesen, unterstanden von jungem Aufwuchs der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina)
Stieleiche bei Werchow

Der Weg nach Calau hinein zieht sich dann etwas, vor allem nach all den vielen Baum- und Naturerlebnissen auf engem Raum, an seinem Ende wartet aber noch die Napoleoneiche. Ein einst mächtiger breitkroniger alter Baum, ehemals vor der Stadt stehend, im Lauf der Jahrzehnte nach und nach von Häusern umstellt. Nach Jahren der behutsamen Kronenpflege erfolgte im März 2019 eine dramatische Verstümmelung diese Methusalems, siehe eigener Blogeintrag. Sie hat 2019 dann wieder ausgetrieben, dennoch ein trauriger Anblick, und ein Teil der Triebe sieht nicht nachhaltig und dauerhaft aus. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie es weiter gehen wird.
Napoleoneiche Calau

Von hier zum Cafe, von da zum Bahnhof und in den Zug zurück nach Berlin. FIN

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Quellen

  • BARCH (1900): Bundesarchiv Koblenz, BArch B 245/256 und 245/257, Umfrage der Kommission zur Herausgabe eines forstbotanischen Merkbuches für die Provinz Brandenburg - Ergebnisse
  • FRÖHLICH, H.J. (1994): Wege zu alten Bäumen, Bd. 8 Brandenburg, WDV Wirtschaftsdienst, Frankfurt a. M.
  • NDVO (2007): Liste der Naturdenkmale des Landkreises Oberspreewald-Lausitz

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Liste der Gehölze und bemerkenswerten Bäume

Art, Sorte Umfang cm Ort Standort Anmerkung
Alnus glutinosa 308 Werchow im ehemaligen Park am Graben vitaler breitkroniger Solitär
Fagus sylvatica 427 Cabel im Gutspark, rechts vom Hauptweg vitaler
Fagus sylvatica Atrorpurpurea Gruppe 468 Cabel im Gutspark, rechts vom Hauptweg Zerfallsphase
Fagus sylvatica Atrorpurpurea Gruppe 580 Cabel im Gutspark, Nordwestecke zwei Stämme
Fagus sylvatica Atrorpurpurea Gruppe 395 Werchow im ehemaligen Park zweiter Baum auf Weide westlich
Larix decidua 279 Cabel im Gutspark, direkt am Hauptweg beginnende Sockelbildung
Pinus cembra 221 Cabel im Gutspark, rechts vom Hauptweg Krone z.T. ausgebrochen, geschädigt
Pinus strobus 238 Cabel im Gutspark, Nordrand zwei weitere Exemplare und Naturverjüngung
Quercus palustris 193 Cabel im ehemaligen Park, Südostrand nach schweren Sturmschäden gefällt
Quercus robur 376 Werchow im ehemaligen Park auf Hügel, starkes freiliegendes Wurzelwerk
Quercus robur 493 Werchow Weinbergstraße, nördlich der Bahnlinie Zukunftsbaum, Naturdenkmal
Quercus robur 522 Cabel im ehemaligen Park, östlich Parkschlösschen Kronenverlichtung, Astausbrüche, Naturdenkmal
Quercus robur 582 Cabel im ehemaligen Park, westlich Parkschlösschen Naturdenkmal
Quercus robur 735 Calau Südostand der Stadt Napoleoneiche, Naturdenkmal, 2019 stark eingekürzt
Salix cinerea 20 Werchow an der Straße nach Plieskendorf Feldhecke
Salix purpurea 20 Werchow im ehemaligen Park mehrere große Büsche
Tilia platyphyllos 616 Cabel im Ort an der Bushaltestelle Krone wiederholt eingekürzt, verseilt, Naturdenkmal
Tilia platyphyllos 690 Cabel im Gutspark, Ostrand Naturdenkmal

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