Eine Eichenwanderung im Fürstenberger Werder

Im nördlichen Brandenburg liegt der Fürstenberger Werder eine historische Landschaft, die von 1348 bis 1950 zu Mecklenburg gehörte (WIKIPEDIA 2019). Eine wunderschöne und waldreiche Landschaft, die zu Wanderungen und Radtouren einlädt, und in der viele starke alte Stieleichen (Quercus robur) stehen. An einem kalten, sonnigen Februartag machte ich mich frühmorgens auf den Weg mit dem Zug von Berlin nach Fürstenberg/Havel auf. Von dort fahren wochentags einige Busse über die Dörfer Richtung Zehdenick und ermöglichen es unterwegs aus- und wieder einzusteigen. Perfekte Voraussetzungen für einen erlebnisreichen Tag.



In Fürstenberg und mit dem Bus nach Blumenow

Zwischen Zugankunft und Busabfahrt bleibt noch ein wenig Zeit für einige interessante Bäume in Fürstenberg selbst und wichtig für einen Besuch der Bäckerei Eckert an der B96 nördlich des kleinen Kurparks, bzw. "Unter den Linden", wo aber leider nur noch eine große Linde steht. Schöner klassischer Bäcker mit individuellem Brötchen- und Kuchenangebot als Wegzehrung für die folgende 18 km Wanderung ohne weitere Einkaufsmöglichkeiten.
Es locken interessante Bäume: Im Kurpark die alten Erlen (Alnus glutinosa) mit bis zu 3 m Umfang, die zwei Platanen (Platanus x hispanica) vor dem ehemaligen, leider nun geschlossenen Forstmuseum, ebenso wie das Schlossgelände in Fürstenberg leider schon seit Jahren abgesperrt ist. Im kleinen ehemaligen Park um das Schloss stehen noch einige interessante Eichen (aktuell deshalb leider nicht zugänglich) und nicht zuletzt die Eichen am sowjetischen Ehrenmal (wo auch der Bus abfährt).

Erlen im Kurpark Fürstenberg Eiche sowjetisches Ehrenmal Fürstenberg
Schloss in Fürstenberg

Mit dem Bus geht es aus Fürstenberg hinaus und hinauf durch die Wälder südlich des Stolpsees, durch das Dorf Zootzen mit seiner Großen Linde, leider abseits in der Dorfstraße und vom Bus aus nur aus der Ferne kurz sichtbar.
Der Bus dreht eine kurze Schleife über die Havel und den Dorfplatz von Bredereiche, meine Gedanken gehen kurz zur Schwedeneiche nur 2,5 km nördlich von hier an der Straße nach Himmelpfort.
Doch weiter geht es voller Vorfreude bis nach Blumenow, dem eigentlichen Ziel der Anreise und Startpunkt unserer Wanderung heute.

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Blumenow und seine alten Eichen

Blumenow ist ein kleines Dorf mit einer alten Feldsteinkirche und einem verwilderten Gutspark, wobei das ehemalige Gutshaus leider nicht mehr existiert. Direkt auf dem Dorfplatz an der Bushaltestelle steht die erste von sechs bemerkenswerten Stieleichen (Quercus robur) mit breiter, hoch angesetzter Krone über astfreiem Schaft. Der solitäre, zentrale Standort lässt auf einen Gedenkbaum schließen, wahrscheinlich eine Friedenseiche von 1871. Einen Nachweis dafür haben wir allerdings nicht.
Ähnlich verhält es sich mit einer weiteren Eiche vor dem Eingang zum Kirchhof. Sie ist mit 4,92 m Umfang erheblich stärker und auch ihre Krone ist bereits vom Alter gezeichnet und durch "Pflegemaßnahmen" geprägt. Am Stammfuß steht ein großer Gedenkstein, dessen Inschrift leider nicht mehr existiert. Aber aufgrund ihres Umfangs können wir sie ziemlich sicher als Friedenseiche von 1814 verorten.
Solche Gedenkbäume wurden in Brandenburg in fast jedem Dorf gepflanzt, allermeistens Eichen, zum Beispiel nach den Befreiungskriegen 1813/14 im Rahmen der Napoleonischen Kriegen zur "Befreiung" von der Französsichen, bzw. Napoleonischen Herrschaft, oder nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, aber auch 1648 oder 1918 fanden solche Pflanzungen statt. Diese Eichen sind ebenso Kultur- wie Naturdenkmale und stets erhaltenswert.

Blumenow Eiche auf dem Anger Blumenow Friedenseiche vor der Kirche

Vorbei an Kirche und Erbbegräbnis geht es dann gleich über den Kirchhof zur Kandelabereiche. Aber oje, was die fehlende Krone schon vorher befürchten ließ, ist tarurige Realität. Die von uns zuletzt im Jahr 2014 besuchte und vermessene Eiche (Umfang 6,10 m) mit ihren drei markanten, steilen und tief angesetzten Kronenstämmen ist verschwunden, nur noch der efeuüberwachsene Stubben ist erhalten. Zurück an der Dorfstraße treffe ich einen Anwohner, der sich erinnert, dass die Eiche in einem Strum 2016/2017 auseinanderbrach, das passt zu meinen Aufzeichnungen, in denen ich zuletzt "Schäden an der Stammbasis" notiert hatte. Hier unser letztes Bild der Eiche aus dem Jahr 2014
Ein Abstecher an den nördlichen Dorfrand führt mich als nächstes zur Blitzeiche. Diesen Namen hatte ich hier gegeben, da der Grundstücksnachbar zur Eiche mir früher bereits erzählt hatte, sie sei vor einigen Jahren donnernd vom Blitz getroffen worden und sehe seitdem Jahr für Jahr schlechter aus, ein Abschied in Raten. Auch in unbelaubtem Zustand ist zu sehen, dass es ihr nicht mehr gut geht, zahlreich sind die trockenen Äste und Astausbrüche. Beim Vermessen des Umfangs geht mein Blick doch auch bang nach oben.

Blumenow Blitzeiche
Die weitere bemerkenswerten Eichen stehen südlich und östlich des Ortes, also heißt von hier noch einmal quer durchs Dorf, vorbei an Anger und Kirche. Allerdings erspare ich mir heute den Weg nach links über eine Wiese zur Eiche im Feldgehölz. Ein prächtiger vitaler Baum mit dichter, vitaler Krone über einem walzenförmigen, durchgehenden Stamm. Eigentlich wirkt sie noch viel stärker und älter als das Maßband dann letztlich anzeigt (5,77 m). Mein geheimer Favorit von all den Eichen in und um Blumenow und ein echter Zukunftsbaum.
Hier ein Link zur Eiche aus einer Radtour im April desselben Jahres
Rechterhand auf einer weiteren Wiese steht das absolut stärkste Eichen-Exemplar und mit 8,61 m Umfang sogar eine der stärksten Eichen Brandenburgs, die Wieseneiche. Im Jahr 2002 hatten wir sie auf einer Radtour für uns das erste Mal entdeckt, damals noch mit einer dicht belaubten Krone. Doch auch sie scheint ein Problem zu haben. Über die Jahre ist der nördliche Teil der Krone bis heute weitestgehend abgestorben. Möglicherweise handelt es sich um zwei im Lauf der Jahrhunderte zusammengewachsene Individuen, Stammbasis, Stammform und Kronenaufbau lassen das vermuten. Wir werden weiter beobachten, wie sie sich weiter entwickeln wird.

Blumenow Wieseneiche 2018
Und nicht weit von hier steht, etwas versteckt im Bestand an der Waldkante weiter westlich, die letzte Eiche, sie hat vor kurzem sechs Meter Umfang erreicht und scheint trotz ihrer Höhe auch schnell zu wachsen.

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Über´s Land und durch den Wald nach Neubau

Von hier jetzt aber endlich hinaus, zuerst auf der Wiese südlich des Waldes nach Westen den Siebgraben entlang und im Waldwinkel wieder in den Wald hinein. Dort ein alter Bestand mit weiteren interessanten Eichen. Doch es fehlt ein wenig an Zeit sie sich alle genauer anzusehen. Weitr von hier gen Süden den Weg am Feld entlang und wieder in den Wald bis dieser nach ca. 1,5 km den Wald bei Neubau wieder verlässt.

Blumenow Waldeichen Blumenow Wanderweg nach Neubau

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Ein Gnom an der Pudelmütze

Der Weiler Neubau besteht aus ein paar Gebäuden und den Resten eines großen Hofs, dessen großer alter Schafstall, aus Feldsteinen erbaut, heute wieder durch einen Schäfer genutzt wird. Er wurde erst Mitte des 19.Jahrhunderts angelegt und diente als Wirtschaftshof für die großen Buchenwaldbestände ringsherum. Direkt am Weg neben dem Ort steht eine große Eiche mit tief zwieselnder straußförmiger Krone und 6,02 m Umfang in Brusthöhe (5,79 m in der darunterliegenden Taille).

Neubau, Zwieseleiche am Weg

Der wahre Schatz des Ortes aber ist die sogenannte Gnomeneiche (FRÖHLICH 1994), nördlich des Ortes an einem Teich, genannt Pudelmütze. Ohne den weiteren heutigen Eichen-Erlebnissen vorgreifen zu wollen, ist sie die schönste und eigentümlichste Eiche für heute. Der Stamm ist über einem dicken Sockel an der Stammbasis stark abholzig. Die knorrigen ausladenden Kronenäste setzen unregelmäßig am Stamm an, viele Astausbrüche. Für weitere Bilder und Informationen siehe hier im Ostdeutschen Baumarchiv, aber auch hier ein Bild mit dem dieses Mal einsamen Wanderer.

Neubau, Gnomeneiche

Es lohnt sich auf jeden Fall einmal um den Teich herumzulaufen. Das kleine, ihn begleitende, Wäldchen ist voller interessanter Baumgestalten, leider sind einige von ihnen in den Stürmen der vergangenen Jahre ab- und umgebrochen. Besonders auffällig eine spannrückige Hainbuche unweit der Gnomeneiche. Am südlichen Ufer bemerkenswert mehrere große Rot-Buchen (Fagus sylvatica), die stärkste mit über 5 m Umfang, eine knorrige drehwüchsige Stiel-Eiche mit kleiner Krone und große Haselnuss-Sträucher (Corylus avellana).

Neubau, Hainbuche am Teich Neubau, Rot-Buche am Teich
Neubau, Stiel-Eiche am Teich Neubau, Haselnuss am Teich

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Tornow und seine alten Eichen

to be continued soon....

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Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrstenberger_Werder

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